Die französische Kleinstadt Fontainebleau ist eine der Partnerstädte von Konstanz. Sie hat knapp 15.000 Einwohner und liegt 55km südlich von Paris. Sydney Albrecht aus dem Löschbereich Petershausen war im März 2019 zu einem vierwöchigen Praktikum bei der Feuerwehr in Fontainebleau und kehrte mit vielen neuen Eindrücken aus unserer Partnerstadt zurück.

Unser Pressesprecher Maximilian Obermaier hat sich mit Sydney über die Zeit in Fontainebleau unterhalten:

Sydney, wie bist du dazu gekommen bei der Feuerwehr in Fontainebleau ein Praktikum zu machen?

Ich war 2011 und 2015 schon mit der Jugendfeuerwehr zum Austausch in Fontainebleau zu Besuch. Da meine Mutter aus Frankreich kommt, sind meine Französischkenntnisse sehr gut. Schon damals bei dem Austausch war mir klar, dass ich Frankreich und die französische Feuerwehr näher kennenlernen möchte. Aufgrund der Städtepartnerschaft und des guten Verhältnisses zwischen den Feuerwehren war die bürokratische Hürde leicht zu nehmen. An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei Andreas Knäble und Peter Renker von der Feuerwehr Konstanz für die Unterstützung bei der Organisation bedanken.

 

Wie ist die Feuerwehr in Fontainebleau organisiert/aufgestellt und worin unterscheiden sich die Feuerwehren in Fontainebleau und Konstanz?

Im Allgemeinen ist die Feuerwehr in Frankreich viel militärischer organisiert. So trägt beispielsweise jeder Feuerwehrangehörige sein Dienstgradabzeichen immer auf der Brust. Auch der Dienst in der Feuerwehr ist anders organisiert. Die Freiwilligen, die sich bei der Feuerwehr engagieren, haben immer gemeinsam mit den hauptamtlichen Feuerwehrangehörigen Dienst auf der Wache, auch unter der Woche. So sind im Tagdienst immer zwölf und im Nachtdienst acht Feuerwehrangehörige im Dienst.  Ein System mit Funkmeldeempfängern wie bei uns, über welche die Freiwilligen alarmiert werden können, gibt es in Fontainebleau nicht. Lediglich die Sondereinheiten, wie die Höhenrettung oder die Taucher, können im Bedarfsfall alarmiert werden. Sollte die Feuerwehr bei einem Einsatz Unterstützung benötigen, wird die Feuerwehr aus dem Nachbarort alarmiert.

Die Feuerwehr Fontainebleau hat drei Rettungswagen für medizinische Notfälle. Hier durfte ich auch oft mitfahren und konnte viel lernen.

Da Fontainebleau von einem 25.000 Hektar großen Waldstück umgeben ist, hat die Feuerwehr dafür zwei spezielle Löschfahrzeuge und regelmäßig Waldbrandübungen. Auch die Höhenrettung ist speziell für die Rettung mit dem Hubschrauber ausgebildet, um Menschen aus dem Wald zu retten. Meist handelt es sich dabei um verunfallte Kletterer, die an einem der unzähligen Felsen unterwegs sind.

 

Wie war dein Tagesablauf in Fontainebleau?

Ich hatte für meinen Aufenthalt ein Zimmer auf der Feuerwache und habe für die Einsätze und Übungen Schutzkleidung bekommen. Meistens hatte ich fünf Tage Dienst und anschließend zwei Tage frei.

In Frankreich wird sehr viel Wert auf körperliche Fitness im Feuerwehrdienst gelegt. So hat der Dienst immer mit einem ausgiebigen Dehnprogramm begonnen. Anschließend wurden die Fahrzeuge geprüft und nach dem Frühstück ging es mit Ausbildungsdiensten und Einsatzübungen weiter. Noch vor dem Mittagessen stand die nächste Sporteinheit auf dem Dienstplan. Diese war meist im Kraftraum auf der Wache. Am Nachmittag wurden dann Verwaltungsarbeiten gemacht und die Geräte gewartet, bevor es wieder zum Sport ging. Das Sportprogramm war sehr abwechslungsreich. So waren wir im Wald zum Laufen, beim Schwimmen im Schwimmbad oder in der zur Feuerwache gehörenden Sporthalle. Nach dem Abendessen hatten wir dann Bereitschaftszeit auf der Wache.

Einmal waren wir nachmittags zu einer Brandschutzbegehung im Schloss Fontainebleau. Das war sehr interessant, da ich einen Einblick bekommen habe, den mal als normaler Besucher so nicht bekommt. Zu sehen, wie der vorbeugende Brandschutz in die im 13. Jahrhundert erbauten Gebäuden integriert ist, war für mich auch sehr interessant.

 

Kannst und darfst du etwas zu den Einsätzen erzählen?

Insgesamt hat die Feuerwehr Fontainebleau ca. 5000 Einsätze im Jahr. Wir hatten sehr viele kleinere Hilfeleistungen, wie beispielsweise Türöffnungen, aber auch viele Verkehrsunfälle. Auch im Rettungsdienst hatten wir oft Einsätze, bei denen jemand in seiner Wohnung gestürzt war. Viele Einsätze waren bereits erledigt, nachdem wir den Personen aufgeholfen hatten.

Einen besonderen Einsatz hatten wir, bei dem anfangs nicht klar war, ob es sich vielleicht um einen Terroranschlag handelt. Ein älterer Fahrzeuglenker muss wohl das Gaspedal mit der Bremse verwechselt haben und ist mit seinem Wagen mitten in einem Café zum Stehen gekommen. Ich war an diesem Tag beim Einsatzleiter, einem Offizier, eingeteilt. Aufgrund der Meldung wurde sofort Großalarm ausgelöst und wir waren das erste Fahrzeug an der Einsatzstelle. Wegen der vielen Verletzten habe ich dann den Rettungsdienst unterstützt, bis genügend Rettungswägen an der Einsatzstelle waren.

 

Gab es noch weitere spannende Momente bei der Feuerwehr Fontainebleau?

Ich durfte einmal mit in das Ausbildungszentrum für Brandbekämpfung. Dort werden die Feuerwehrangehörigen in der Brandbekämpfung geschult. An diesem Tag stand Flash-Over-Training auf dem Dienstplan. Ich war als Beobachterin unter Atemschutz mit in dem Übungscontainer und fand es echt beeindruckend. Mit den Tauchern der Feuerwehr war ich auch mal beim Ausbildungstauchen in der Seine. Die Sicht war leider sehr schlecht, aber es war trotzdem super spannend.

 

Für die Feuerwehrangehörigen beider Städte ist die Städtepartnerschaft aufgrund des guten Austauschs unter den beiden Feuerwehren und den Jugendfeuerwehren etwas ganz Besonderes.